Am 8. Mai 2015 gab es von der Chinelounge Salzburg (H.P. Traunig) und Franz Frauenlob einen Filmabend zur Ausstellung.
"Der Spiegel" von Andrej Tarkowskij wurde gezeigt.
Weitere Veranstaltungen mit freiem Eintritt sind geplant.
Fotos: Franz Frauenlob
Dienstag, 12. Mai 2015
Noli me tangere - Ausstellungseröffnung
Bernhard Höchtel
Christine Gnigler
Robert Pockfuß
Jürgen Peer
Max Frauenlob und Gabriel Wallinger
Fotos von Jürgen Peer
Die Eröffnungsrede war im Freien. Danach der Einlaß in die Ausstellung und der Beginn der Videoprojektion und der Livemusik zum Video.
Von den Rednern gibt es zur Zeit noch keine Fotos.
Montag, 11. Mai 2015
Noli me tangere (Wage nicht mich zu berühren)
'Noli
me tangere'
Ein
Projekt von Franz Frauenlob und Klara Kohler in Zusammenarbeit mit
'ensemble fatal'.
Raumkunst
– Installation – Skulptur
Fotographie
Video
Klangraum
Ein
wichtiger Aspekt dieser
Arbeit ist, dass die verschiedenen Kunstformen und inhaltlichen
Schwerpunkte nicht wie gewöhnlich neben- und nacheinander gezeigt
werden, sondern übereinander angeordnet sind und sich durchdringen.
Daher lag von Anfang an das Bild des Hauses nahe, um zwar sowohl in
seinen vom Keller bis ins Dachgestühl ausgeprägten,
unterschiedlichen Räumen und Situationen, als auch in seiner
Einheitlichkeit. Das Bild des Hauses wurde in seiner Vorwegnahme als
Integrationsmacht aufgefasst, als Behältnis, das die verstreuten
Bilder zu fassen im Stande ist.
Die
Arbeit 'Noli me tangere' ist ausgehend von einer Raumskulptur im
unteren Bereich (Sockelraum), über zwei weitere Ebenen der
Präsentation, turmartig angelegt.
Ebene
I:
'Der Sockelraum (Spiegelraum)'
Raum
in Rauminstallation 4,25 x 4,25 M, Raumhöhe 2,7 M
Material
Holz, grundiert mit wasserfester Folie ausgelegt und geflutet;
kreuzförmiger
Deckendurchbruch;
Rauminstallation:
'Vor
der Flut'
24
Kegel (D = 80 mm x 30 cm), Stahl geschmiedet,
durch
die Raumdecke hindurch an Stahlseilen abgehängt;
5
Fotoarbeiten basierend auf analogen Verfahren,
(keine
digitale Bearbeitung des Bildinhaltes)
'anima(l)'
1999 / 2015
Digitaldruck
(difusec) 100 x 150 cm
Franz Frauenlob 2015
Ebene
II:
Plattform
'Noli
me tangere' (die Skulptur)
Verwundbarkeit
und Allgegenwart
4
Glaskuben unterschiedlicher Größe in kreuzförmiger Anordnung;
Gesamtgröße:
206 x 188 x 210 cm
indirekte
Lichtleiste
Inhalt
der Glaskuben:
ca.
60 M² Zeichnung einer Engelsfiguration auf Papierbahnen,
(erstmals
realisiert als raumgreifende Wandzeichnung, ca. 125 M², in trad.
Aufpaustechnik;
Margret
Bilger Galerie Schlierbach, '... denn Verwundbarkeit ist das Prinzip
der Liebe'
in
Zusammenarbeit mit Franz Frauenlob; 2011)
Das
Material Papier, als auch die Zeichnung selbst, scheint nach
mehrmaliger, in unterschiedlichen Zusammenhängen eingesetzter
Verwendung, verbraucht und liegt jetzt wie eine abgetane Haut im
Atelier.
Der
Blick in die Zentren, der in sich verschlungenen und sich
aufwerfenden Papierbahnen, vermittelt nun diese bisher noch nicht so
deutlich wahrnehmbare
Sicht auf die Arbeit.
In
der Verletzlichkeit liegt ihre Bedeutung.
Die
Glaskuben mit ihren exakten Begrenzungen verleihen der sich in den
Arbeitsprozeßen auflösenden und zerfallenden Zeichnung ihre
letztgültige Form.
Noli me tangere.
Klara Kohler
2015
Ebene III:
Die
dritte Präsentationsebene fungiert als Projektionsebene für das
Video und auch der Klangraum gehört dieser Ebene an, da die Musiker
nicht wie geplant auf der Plattform, sondern in dem obersten, den
Besuchern unzugänglichen Bereich des Ausstellungsraumes Platz
genommen haben.
Zudem
wurden die Kegel für die Installation im Sockelraum in der dritten
Ebene abgehängt, wodurch das in drei Bereiche gegliederte Werk zu
einem Gesamterscheinungsbild zusammengeführt und verbunden ist.
Um diese Hängung zu
realisieren, wurden die tragenden Holzkonstruktionen an der Decke des
Ausstellungsraumes durch Eisenstangen verbunden.
Der
offene Raum über der Präsentationsebene für Klara Kohlers Skulptur
ist von 24 Raumlinien (Stahlseile) durchmessen.
Diese Raumlinien sind auch durch
die Plattform geführt, wodurch sich nun sämtliche Ebenen der
Ausstellung auf der Wasseroberläche der Installation ('Vor der
Flut') spiegeln.
Video
und Klangraum: 'noli me tangere I'
in
Erinnerung an die Frauen von Jarmina
(35:50 min)
Franz
Frauenlob 2015
Videoschnitt: Gabriel
Wallinger
Franz Frauenlob
Mitwirkende: Mirjam Frauenlob
Christine Gnigler
Klara Kohler (Odjezd)
Musik: ensemble fatal
Bernhard Höchtel Klavier,
Sythesizer
Robert Pockfuß E-Gitarre,
sounds
Christine Gnigler Fagott,
Blockflöten
Jürgen
Peer E-Gitarre, Tontechnik
Vorspiel zu 'noli me tangere':
Maximilian Frauenlob
Das Video wurde am Eröffnungstag
der Ausstellung, am 26.4. 2015 erstmals gezeigt.
Die, speziell für dieses Video
komponierte Musik, wurde im Sinne eines Klangraumes, live
eingespielt.
Das
Video gliedert sich in drei Abschnitte, wobei der erste und längste
Teil (18:44 min) Bezug nimmt zu der bereits oben beschriebenen
Thematik von Traumatisierung durch Gewalt und Flucht als
Frauenschicksal. Wobei historische Fotographien aus dem familiären
Nachlaß von Klara Kohler und
Frauenportraits, die ich, einem einfachen Konzept folgend gedreht
habe, einbezogen
wurden. Die historischen Fotographien zeigen Frauen deren Leben durch
gewaltsamen Verlust von Angehörigen, durch Flucht und Vertreibung
geprägt worden war.
Das
Video versteht sich nicht im Sinne der Aufklärung über eine
besondere Gruppe von Frauen, in einer bestimmten politisch-
historischen oder sozialen Situation, sondern nimmt Anteil am
Schicksal von Menschen ohne im Einzelnen genauere Informationen zu
vermitteln. Das Video versucht Menschenschicksale dem Vergessen zu
entreißen, indem die Gesichter in unterschiedlichen Lebensphasen
auftauchen, präsent sind und wieder verlöschen. Die Zeit der
Präsenz und des Verlöschens der Frauenportraits ist so bemessen,
dass die suggestive Kraft des Abbildes spürbar wird und eine
Innenansicht ermöglicht, als ein Vertiefungsbild, das meine
emotionale Betroffenheit beim Betrachten der alten Fotos überträgt.
Durch
die Mitwirkung von Frauen, die im Hier und Jetzt leben, (Mirjam
Frauenlob und Christine Gnigler) und deren Auftauchen den ersten Teil
des Videos in drei Abschnitte gliedert, entstehen unterschiedliche
Zeit- und Bedeutungsebenen, in denen auch der Wandel der
Selbstwahrnehmung der Frau erahnt werden kann.
Ein weiterer, bisher noch nicht
angesprochener Aspekt dieser Arbeit ist die Verbindung von Bild und
Klang.
Hier
waren zu Beginn einige Aufnahmen von Alltags- und z. T. auch
Maschinengeräuschen aus dem eigenen Fundus wichtig und im speziellen
die Aufnahmen die mein Sohn Maximilian und ich mit selbstgebauten
Instrumenten eingespielt haben. Eine erste Probe mit den
Musikerensemble zeigte mir schließlich definitiv die Richtung an,
die ich in der Arbeit mit den Bildern gehen würde.
Im
Endergebnis sind nun alle Aspekte vereint. Maximilian Frauenlob
leitet das Video akkustisch mit einem Vorspiel für Röhrenglocke und
Xalapata ein. Das Ensemble übernimmt an einer bestimmten Stelle im
Video und spielt den ersten Satz der Komposition entsprechend dem
Aufbau der Bildfolge in dreigliedriger Form.
Die
Musiker interpretieren dabei den Spannungsbogen, der über die
Darstellung der verschiedeen Charaktere entsteht und deuten diesen
bis zur äußersten Zerreißprobe aus. Dieser erste Satz mündet
schließlich in den Originalton des zweiten Teils des Videos, einer
Bahnhofsszene.
Für
diesen zweiten Teil verwendete ich Ausschnitte einer Videoarbeit, die
Klara Kohler und ich in der Bahnhofshalle in Budweis gedreht haben
(Odjezd 2006). Nach der konzentrierten Atmosphäre des ersten
Abschnittes taucht der Zuseher nun ein in die vertraute Situation
eines öffentlichen Raumes, eines Durchgangsraumes zwischen Ankunft
und Abfahrt. Die Aufnahmen wurden in den Nachmittagstunden gemacht,
der größte Teil der Passanten durchquert den Raum auf dem Weg von
der Arbeit zum Wohnort. Sobald der Originalton in die musikalische
Komposition übergeht wird klar, dass hier der Weg der Menge
einerseits und die Wege der vielen Einzelnen andererseits sichtbar
gemacht werden. (...)
Die
musikalische Komposition ist gekennzeichnet von einer gleichsam
raumlosen Atmosphäre, interpretiert teils die Rhytmik der Bewegung
einzelner Passanten oder geht mit der Bewegung der Eingangstür zur
Bahnhofshalle, einer Schwenktüre mit, auf der die Kamera montiert
ist um schließlich in einen 'großen' Akkord einzumünden.
Diese
leicht melancholische Grundstimmung leitet über in den dritten Teil
des Videos, indem das Motiv der Heimkehr aufgenommen wird. Nach all
den Spannungen herrscht hier ein versöhnlicher, entspannter Ton vor.
Franz
Frauenlob Mai 2015
Fotos: Klara Kohler und Franz Frauenlob
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