Freitag, 23. Januar 2015

Mein Papa

2 Zeitungsausschnitte:

http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/nachrufe/Der-Mann-mit-Hut-ist-nicht-mehr;art86198,1605553

http://www.dioezese-linz.at/portal/home/news/article/16736.html






Weiters möchte ich ein Interview zum lesen geben, daß Schöffmann Franz mit meinem Vater zum 60iger machte und das er in der Kirche vorgelesen hatte.

(Einleitung, aus dem Gedächtnis)„Schreib einmal etwas über mich“, bat er. Einen solchen Wunsch erfüllt man gerne. Aber wie nähert man sich einem Menschen, der in gewaltigen Bildern spricht? Und doch: Eines Abends, die untergehende Sonne taucht das Atelier in zart orangefarbenes Licht, Musik von Antonio Vivaldi ist zu hören, beginnt Franz Kohler zu erzählen. Und es ist, wie wenn man ein wertvolles Buch in die Hand gedrückt bekäme, in dessen handgeschriebenen Seiten man nach und nach blättern darf. Diese eine Seite eines Vielseitigen erschien im Martinsblatt der Pfarre, 1997, im Jahr seines 60. Geburtstages. Es war der Wunsch von Franz, dass wir das hier und heute nochmals hören.

Franz Kohler über Franz Kohler: Zu freigiebig, zu gutmütig, vorsichtig. Dennoch fühle ich mich als freiester Mensch in Gunskirchen, weil ich jedem ohne Rücksicht meine Meinung sage. Da müssen mich meine Kinder und meine Frau manchmal zurückhalten. Ich kann keinen süß anreden.

Franz Kohler über Musik: Ich bilde mir ein, dass ich jener Gunskirchner bin, der am meisten von der Musik versteht. Musik ist ein Teil meines Lebens, ohne sie könnte ich nicht malen. Manchmal kann ich aber auch keine Musik hören, weil sie nicht passen würde.

Franz Kohler über Kunst: Kunst kommt von Können. Heutzutage ist es aber so, dass Können unwichtig ist. Alles Neue, jeder Aktionismus ist Kunst, das kommt von der Unsicherheit der Mensehen. Alles überschlägt sich. Kunst wird heute vielfach nicht mehr von Künstlern gemacht, sondern von Aussteller-Lobbys und Medien. Und keiner traut sich dagegen etwas zu sagen. Ginge es beim Kochen so zu wie in der Kunst, müssten diese Herren und Damen panierte Reißnägel essen. Aber, sollen diese Leute glücklich werden damit...
Für mich ist in der Kunst vielfach die Harmonie verlorengegangen, da steckt ein Haufen Feigheit dahinter. Eines ist sicher: Kunst ist kein Experiment, es gibt keinen Fortschritt in der Kunst, ebenso wenig wie es einen Fortschritt in der Sexualität gibt.
Es gibt nur verschiedene Wege, um Kunst auf die Beine zu stellen.
Alles bleibt gleich – wie das Ewige, wie die Beziehung von Mann und Frau. Kunst ist das, was
bestehen bleibt und weiterlebt. Mozart zum Beispiel überdauert alles. Das ist das Große an der Kunst.

Franz Kohler über seine Kunst: Die romanische Kunst ist für mich das höchste der Gefühle, dann kommt die Renaissance. Mir geht es bei meinen Werken um diese Harmonie, diese
Ästhetik, das Geborgensein – ausgedrückt mit Kreisbewegungen und Geschlossenheit. Denn ich bin kein Wilder, der in der Gegend umherflippt. Ich bin vielschichtig, vom Inhalt her als auch von der Technik. lch habe noch viel vor und will noch lange arbeiten.

Franz Kohler über Talent: Eine Gnade Gottes. Das fängt bei der Hausfrau an, die das beste Essen kocht.

Franz Kohler über Familie: Sie ist das Wichtigste für mich, da fühle ich mich am wohlsten. Einer der schönsten Augenblicke im Leben ist für mich, wenn ich mit der Familie im Wald oder auf einer Wiese spazieren gehe, da kann ich lange davon zehren.

Franz Kohler über Freunde: Ich habe nicht viele ich bin schon x-mal gelegt und ausgenutzt worden. Ich habe oft gemeint, ich hätte Freunde. Heute weiß ich, dass ich keinen richtigen Freund habe.

Franz Kohler über den Glauben: Wenn ich den nicht hätte, ginge ich zugrunde ...

Franz Kohler über Gott: Der Herrgott ist für mich alles. Er ist mein Freund. Vor dem buckle ich nicht, zu ihm gehe ich frei hin. Und wenn ich mir diesen Planet Erde, die Schöpfung ansehe, ist das das größte Wunder für mich. Da weiß ich, dass der Herrgott für mich da ist.
Nachsatz: Sonnenblume und Schneerose sind übrigens die schönsten Blumen der Schöpfung.

Diese Schneerosen sind vor wenigen Tagen aufgeblüht.


Nicht mehr vorgelesen, in der Emotion übersehen ;-(
Franz Kohler über die Zeit: Für mich ist fast jede Stunde, jeder Tag, jede Jahreszeit etwas Wunderbares, am schönsten die Advent- und Weihnachtszeit, da rücken die Menschen näher zusammen, da spürt man Geborgenheit.
Franz Kohler über Zeitdruck: Wenn mir jemand Zeit lässt, entsteht nichts. Meine schönsten und wertvollsten Werke entstehen unter größtem Druck. Da ist Spontaneität da. Ich arbeite viel in der Nacht, da habe ich Ruhe. Ich hasse es, wenn ich gestört werde – das kann sogar das Essen sein.

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